Wie die Trauerbegleitung am Arbeitsplatz gelingt
Trauer am arbeitsplatz ist individuell und vielfältig
Betriebe spielen im Zusammenhang mit dem Dialog und der Auseinandersetzung mit den Themen Sterben, Tod und Trauer in unserer Gesellschaft eine zentrale Rolle. Angefangen beim Tod eines Kollegen, einer Kollegin, oder ein Todesfall im Umkreis eines Mitarbeitenden oder sogar Suizid. Bei der Verarbeitung der Trauer ist das soziale Umfeld von großer Bedeutung. Der Tod ist keine Privatangelegenheit, denn Trauer hat ebenso Auswirkungen auf die Arbeit und das berufliche Umfeld.
Die Trauer ist ein individueller und wenig vorhersehbarer Prozess, der sich in verschiedenen Bedürfnissen unterscheidet. Es gibt Trauernde, die morgens kaum aus dem Bett kommen und nicht in der Lage sind, wie gewohnt weiterzuarbeiten. Andere stürzen sich in die Arbeit und versuchen, den Verlust und Schmerz zu verdrängen. Jeder Trauernde muss für sich herausfinden, wie er den Verlust am besten verarbeiten kann und wie lange er dafür braucht.
Unternehmen sind in der trauerbegleitung gefordert
Wenn Trauer und Tod plötzlich den Arbeitsalltag überschatten, sind Unternehmen und deren Mitarbeitende häufig überfordert. Schwere Krankheiten, Tod und Trauer passen nicht in die Vorstellung einer Berufstätigkeit. Sie verunsichern, stören die gewohnten Abläufe und die Sicherheiten scheinen verloren. Schnell wollen Betriebe zur Normalität übergehen aus Angst, sich mit diesen schwerwiegenden Themen auseinanderzusetzen.
Sobald ein Mitarbeitender plötzlich aus dem Leben gerissen wird, entsteht eine Leerstelle. Wir erkennen die eigene Sterblichkeit an, die Stress sowie Ohnmacht verursacht und das Teamgefüge durcheinanderbringt. In solchen Ausnahmesituationen sind Unternehmen in ihrer Fürsorgepflicht gefordert. Sie müssen in einer derartigen Lage vorbereitet sein und Wege finden, angemessen zu reagieren – im unmittelbaren Umgang und der Kommunikation mit den Betroffenen selbst wie auch in der systematischen bzw. strukturellen Herangehensweise:
Wie können Unternehmen damit umgehen, wenn es in der Belegschaft einen Trauerfall gibt?
Was ist konkret zu tun, wenn Mitarbeitende in Trauer sind?
Worauf können die Kolleg*innen achten?
Wer macht was? Und welche Worte trösten?
Trauer am arbeitsplatz braucht Kommunikation und Organisation
Der Tod und die Trauer haben Auswirkungen auf die Rollenverteilung innerhalb des Unternehmens und kann zu unterschiedlichen Konflikten führen. Es erfordert daher ein Bewusstsein der Führungskraft bzw. der Geschäftsführung, auf veränderte Arbeitsaufteilung und Mehrarbeit einfühlsam zu reagieren und entsprechend zu handeln. Darüber hinaus sollten alle im Unternehmen eine wertschätzende und mitfühlende Haltung einnehmen. Diese kommt zum Ausdruck, indem man persönlich, individuell und authentisch kommuniziert und sich auch Gedanken um organisatorische Dinge macht. Zudem ist es wichtig, dass Mitarbeitende sich von der betroffenen Person verabschieden und der Trauer einen Raum geben können. Das kann möglich werden über:
Gesten der Kondolenz, z.B. persönliches Gespräch, Trauerkarte, Traueranzeige, Kondolenzbrief oder -buch
Ort des Gedenkens mit Foto und/oder Kerze
Besuch der Beerdigung und/oder Trauerfeier
Praktische Unterstützungsangebote, wie bspw. verkürzte Arbeitszeit, Sonderurlaub, bezahlte Freistellung, Möglichkeit von Homeoffice
Unternehmen benötigen Handlungsempfehlungen in zeiten von trauer
Der Umgang mit Themen von Trauer, Tod und Sterben beziehungsweise mit daraus resultierenden Situationen hat gravierende Auswirkungen auf die Arbeitskapazität und das psychosoziale Wohlbefinden aller Betroffenen am Arbeitsplatz. Für eine bedürfnisgerechte Unterstützung der Betroffenen sind eine sensible Kommunikationskultur, eine Anpassung der Arbeitsbedingungen und emotionale Unterstützungsangebote notwendig.
Um Unternehmen besser im Umgang damit zu fördern und vorzubereiten, sind folgende Maßnahmen im Akutfall oder präventiv hilfreich:
Seminare zum Thema Krisen, Tod und Trauer
Externe Unterstützungsleistung durch bspw. ausgebildete Trauerbegleitende, Betriebsärzte, Arbeitspsychologen oder Psychotherapeuten
Integration von Letzthelfer*innen am Arbeitsplatz
Entwicklung eines betrieblichen Notfallmanagements für den Umgang mit Trauernden
Vereinbarung von Richtlinien für betriebsinternes Trauermanagement
Im Rahmen des Forschungsprojektes „Letzthelfer*innen am Arbeitsplatz für einen sensiblen Umgang mit Sterben, Tod und Trauer“, das gemeinsam vom Zentrum für Palliativmedizin der Uniklinik Köln, der Caring Community Köln und der Letzte Hilfe e.V. initiiert wurde, ist ein erstes Konzept für Letzthelfer*innen am Arbeitsplatz entwickelt und evaluiert worden. Erarbeitete Handlungsempfehlungen geben erste Orientierung und schaffen ein Stück Sicherheit. Sie können sich die beiden Handlungshilfen hier herunterladen. Denn das Thema wird uns in Zukunft noch mehr beschäftigen.